Der große Tanz
Teil 4: Gesellschaft

Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit.
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.
Friedrich Schiller, Dichter und Philosoph (1759 - 1805)

Ein neues Paradigma

Die Fünf Grundprinzipien der Sozialtheorie PROUT, die ich hier vorstelle, bilden den Kern dieses Gesellschaftsentwurfs und schaffen die Grundlage für eine ganze Reihe von Vorschlägen für eine strukturelle Erneuerung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie sind das letzte Kapitel in Sarkars zentralem Werk "Ananda Sutram". Unter seinem bürgerlichen Namen Sarkar konkretisierte er in zahlreichen Vorträgen seinen Gesellschaftsentwurf mit Konzepten für Wirtschaftsdemokratie und ökologische Nachhaltigkeit, Verteilungsvernunft und Partizipation.

Seit den 1970er Jahren findet PROUT in vielen Teilen der Welt Beachtung. So kommentierte Johan Galtung, Gründungsvater der Friedens- und Konfliktforschung: "Sarkar’s Theorie ist denen von Adam Smith oder Marx weit überlegen."

Oder Professor Noam Chomsky, bekannt als renommierter Sprachwissenschaftler und wohl mehr noch als US-Regierungskritiker: "Wir sollten PROUTs kooperatives Wirtschaftsmodell mit seinem Konzept einer gerechten Ressourcenverteilung ernsthaft in Erwägung ziehen."



Die FÜNF Grundprinzipien sind der Leitfaden für eine fortschrittliche, humane Gesellschaft.

Fünf Grundprinzipien

In fünf Prinzipien wird die theoretische Grundlage der sozio-ökonomischen Theorie PROUT ("Theorie der progressiven Nutzung") gelegt. Von dieser abstrakten Ebene aus lassen sich elementare Werte wie soziale Gerechtigkeit oder Nachhaltigkeit ableiten. In ihrer Abstraktheit liegt ihre universale Gültigkeit. Zum besseren Verständnis möchte ich zunächst einige zentrale Begrifflichkeiten kurz erläutern.

Ressourcennutzung in allen Lebensbereichen

Hier geht es also nicht nur um Wirtschaft oder Politik, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz, der Individuen und Gesellschaften als Elemente des kosmischen Organismus begreift. Es dreht sich alles um Ressourcennutzung als zentralen Aspekt der Sozioökonomie. Dafür werden die gesellschaftlich verfügbaren Resourcen (Nutzungspotenziale) in drei miteinander verbundene Ebenen oder Sphären eingeteilt.

Individuum/GesellschaftWelt/Kosmos
Physische EbeneKörper, Gesundheit, LeistungfähigkeitMaterie, Rohstoffe, Energie
Geistige EbenePsyche, Intellekt, EmotionNaturgesetze, Wissenschaft, Theorie, Methoden/Fertigkeiten
Kausale EbeneBewusstsein, Seele, Intuition, KreativitätKausale Matrix des Universums, kosmischer Geist

In den vorausgegangen Kapiteln habe ich versucht, das Bild eines lebendigen, dynamischen Universums zu zeichnen, wie es die Brahmachakra-Theorie beschreibt. Die gesellschaftlichen Prinzipien, um die es hier geht, bauen auf diesem Weltbild auf. Ich fasse hier noch einmal die wesentlichen Elemente zusammen:

1. Evolution hat eine Richtung

Evolution folgt einem Muster: sie bringt immer komplexere Lebensformen hervor. Ihr komplexestes Produkt auf dem Planeten Erde bisher: das menschliche Gehirn mit seinen Milliarden von Zellen und Verbindungen. Die Evolution des Lebens begann mit primitiven Funktionen zur Stoffwechselregulierung; sie findet ihren vorläufigen Höhepunkt in den großen kulturellen Leistungen des homo sapiens. Evolution ist die Entwicklung von Geist und Bewusstsein. Dieses Evolutionsprinzip soll in den gesellschaftlichen Maximen seinen Ausdruck finden.

2. Evolution endet nicht

Gesellschaftliche Entwicklung ist Teil des großen evolutionären Prozesses, der nach menschlichem Ermessen nie an irgendeinem Schlusspunkt ankommen wird. PROUT erschöpft sich also nicht darin, Lösungen etwa für die aktuellen Probleme des Kapitalismus zu liefern. Ebensowenig wird eine Art paradiesischer Endzustand in Aussicht gestellt, wie dies bspw. im marxistischen Gesellschaftsmodell impliziert wird. Nur Träumer hoffen auf eine Welt, in der alle Probleme dauerhaft gelöst sind. Nein, Evolution bedeutet Veränderung, die niemals stillsteht und die auch nie konfliktfrei vonstatten geht. Die gesellschaftlichen Bedingungen müssen sich diesem Prinzip anpassen.

3. Umfassender Fortschritt

Die einseitige Fokussierung des heutigen Fortschrittsdenkens auf neue Technologien ist eine armselige, am Ende katastrophale Sackgasse für die Menschheit. PROUT ist alles andere als technologiefeindlich, doch technologischer Fortschritt muss eingebunden sein in eine viel umfassendere Evolutionsphilosophie.